IMPRESSUM / KONTAKT 31.12.2007 Eine Kuh für Kodô

Christoph´s Taiko-Reise nach Japan

Christoph's Taiko-Reise „Im November 2007 fuhr ich nach Japan, um mehr über japanisches Trommeln zu erfahren und zu erforschen. Es gibt hier viele Meinungen über das, was Taiko ist, aber ich wollte mir endlich meine Eigene bilden

Außerdem wollte ich direkt vor Ort mit den Japanern sprechen, daher habe ich u.a. Kodô auf der Insel Sado besucht, aber auch die Fabrik des Herstellers Asano besichtigt und andere (semi-) professionelle Gruppen, Lehrer wie und Schüler in Japan getroffen.“

Mein Tagebucheintrag vom 06.11.2007:

„Als Frau Arai mich am Abend gegen 17.30 Uhr in den Übungssaal von Kodô führte trafen wir dort Ayako Onizawa. Sie gehört zu den professionellen Mitgliedern und übte gerade mit einer Katsugi Okedô. Zunächst war sie sehr schüchtern und zurückhaltend und hat mit mir in einer sehr höfflichen Art gesprochen, obwohl ich sie beim gemeinsamen Mittagessen bereits kurz kennenlernen konnte. Frau Arai ließ uns alleine, denn sie hatte Feierabend. Wir sprachen noch kurz darüber, wann sie mich am nächsten Morgen abholen sollte und wie es mir gefalle.

Ich redete mit Frau Onizawa und erzählte ihr, dass ich selber auch Taiko spiele und gerade für meine Forschungen nach Japan und eben auch in das Kodô Dorf gekommen bin und bereits ein Gespräch mit Fujimoto Yoshikazu führen konnte. Sie erzählte mir davon, dass sie bereits seit zehn Jahren Mitglied bei Kodô sei und vorher die Ausbildung zur Taikospielerin dort absolvierte. Sie zeigte mir eine der großen Ô-Daiko. Diese sei aus Keyaki gemacht, was natürlich nicht unüblich ist, für eine Taiko. Jedoch sind Keyaki Bäume selten groß genug, um eine Ô-Daiko daraus zu machen und Ô-Daiko, die daraus gemacht sind, umso seltener und auch wertvoller. Sie hatte mir angeboten darauf zu spielen und ich sagte zu ihr, sie solle mir etwas beibringen. In diesem Moment kam Tsuji Masaru, ein weiteres Mitglied von Kodô herein und sie bat ihn mir an ihrer Stelle etwas an der Ô-Daiko zu zeigen. Er zögerte nicht lange und sagte, er würde mir „sein Taiko“ vorspielen. Er zog seine Jacke aus und bestieg den Wagen, auf dem die Ô-Daiko stand. Wie ich Kodô bereits von der Bühne her kenne, hat er Frau Onizawa und mir ein beeindruckendes Ô-Daiko Solo vorgespielt. Es war quasi ein Unikat, da jeder Ô-Daiko Solist bei jedem Auftritt sein Solo natürlich variiert, wie er mir hinterher erzählte.

Das Gefühl, das er beim Ô-Daiko spielen empfindet sei Dankbarkeit und Ehrfurcht gegenüber der Trommel selbst, gegenüber den Kami, diese Taiko schlagen zu dürfen. Es ist nicht einfach nur ein hölzerner Korpus mit Kuhleder bespannt. Für ihn (und auch für die anderen Spieler von Kodô) spielt die Tatsache, dass der Baum mehrere Hundert Jahre alt ist, eine wichtige Rolle. Diese Tatsache alleine verpflichtet ihn zur Dankbarkeit. Auch das Fell der Kuh, mit dem diese Taiko bespannt ist, gehörte eben zu einem Lebewesen, das jahrelang heranwuchs. Natürlich spielen andere religiöse Eigenschaften auch eine wichtige Rolle, aber die Taiko wird eben aus diesen Gründen als „lebendiges Instrument“ mit einer eigenen Geschichte angesehen und verehrt.

Es ist ihnen daher auch wichtig das Instrument selber zu verstehen. Aus diesem Grunde hat Herr Aoki, der Präsident von Kodô, auch den Kauf eines Kodô eigenen Kalbes (das „Kikuko“ genannt wird) veranlasst. (ca. 2-3 Tage vor meiner Ankunft) Der Grund ist naheliegend: Man sieht die Kuh aufwachsen und erfährt, wie aufwendig es ist, ein solches Lebewesen zu versorgen. Das Fell der Taikos, ist dann nicht einfach nur Mittel zum Zweck, sondern bekommt eine tiefgründige Bedeutung. Man ist dankbar, man schlägt die Taiko mit einem Gefühl von Ehrfurcht und Dankbarkeit.

Ebenso hat Kodô in dem Garten zwischen der Übungshalle und dem Gebäude mit den Büros vor etwa zwei Jahren einen Keyaki Baum gepflanzt. Bis aus diesem Baum eine Ô-Daiko werden kann, müssen noch hundert(e) von Jahren vergehen. Es ist einerseits das Gefühl, den Nachkommen und folgenden Kodô Generationen etwas Besonderes von einem selbst zu hinterlassen, aber andererseits auch die Pflege des Baumes, an der man sehen und erfahren kann, wie lange es dauert, bis der Baum größer wird. Auch hier geht es um das tiefere Verständnis des Instrumentes. Es ist eben nicht einfach ein Werkzeug zur Erzeugung von lauten Tönen, sondern etwas, das eine eigene verehrungswürdige Geschichte hat.“

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